Unsere Schülerinnen Romy v.L. und Laila M. nahmen an der Kreativwoche der “Kulturakademie Stiftung Kinderland” teil und berichten von ihren Erfahrungen dort:
Die Kreativwoche begann direkt mit einem Knall. Unsere erste Aufgabe war es, uns gegenseitig blind zu zeichnen. Zunächst war das wegen des intensiven Augenkontakts etwas einschüchternd, aber bald entstanden daraus Gespräche, und wir lernten uns immer besser kennen. Auf großen Papierbögen zeichneten wir die Gesichter der anderen, und irgendwann verschwammen die Linien – mal gab es eine Augenbraue zu viel oder zu wenig. Doch das Endergebnis hatte eine eigene Schönheit und Ästhetik.
Danach durften wir dann alle den Himmel betreten: Ein Besuch in einem Geschäft, in dem wir uns dank eines großzügigen Budgets kostenlos mit Material und Skizzenbüchern eindecken durften. Diese Skizzenbücher begleiteten uns dann die ganze Woche über. Einmal saßen wir spontan in einem Restaurant und beschlossen, alle abstrakte Zeichnungen eines Flaschenöffners anzufertigen. Diese ständige Präsenz der Kunst im Alltag war großartig und sorgte dafür, dass sie nie einfach “weg” war. Unser Gruppenzusammenhalt wurde immer stärker und es entstanden tiefe Freundschaften, die auf jeden Fall halten werden. Es fühlte sich am Freitag, dem letzten Tag so an, als hätte ich diese Leute schon 10 Jahre gekannt. Die gemeinsamen Interessen boten endlosen Gesprächsstoff.
Doch nicht nur das Soziale war entscheidend – auch der künstlerische Aspekt war unglaublich bereichernd. Am Dienstag formten wir aus Ton Körperteile, die wir später mit Alginat abgossen. Der Abdruck diente dann als Form für Gips, aus dem wir schließlich unsere fertigen Kunstwerke erstellten. Es war fantastisch, neue Techniken kennenzulernen und sie direkt probieren zu dürfen. Die fertigen Objekte wurden später auch noch in Videos, die wir machen sollten, eingebaut.
Das Oberthema der Woche lautete “Hybrider Raum”, und das setzten wir unter anderem in Form eines Pullis um, auf den wir ein selbst gestaltetes Motiv drucken durften. Das Besondere: Das Motiv funktioniert wie ein QR-Code, und über die App “Artivive” kann man durch Augmented Reality ein selbst erstelltes Video darauf abspielen lassen.
Bei der Gestaltung der Videos hatten wir völlige Freiheit. Einige dokumentierten die Woche, andere erstellten handgezeichnete Animationen mit Procreate Dreams. Ich selbst machte ein Stop-Motion-Video, das ich Frame für Frame in Procreate bearbeitete, um von mir digital gezeichnete Tiere in die reale Welt zu integrieren und zu animieren. Den Umgang mit Procreate und Proceate Dreams lernten wir zunächst durch eine kurze Einleitung aber fanden dann sehr schnell selbst zurecht und lernten durch Übung. An dem Tag mit den Pullis und den Videos war auch ein Filmteam da, was auch sehr aufregend war.
Eine weitere coole Sache war der Performance-Workshop, in dem wir lernten, uns expressiv und improvisiert zu bewegen, bis hin zum Tanz. Diese Erfahrung hat uns Selbstbewusstsein und Körpergefühl beigebracht.
Auch die Abendaktivitäten waren immer super. Ein besonders schöner Abend war unser Besuch der Palastlichtspiele in Karlsruhe. Die kreative Nutzung der Palastfassade als Leinwand war beeindruckend. Das Essen hat auch immer sehr lecker geschmeckt und es war für alle (Vegetarier, Vegan…) auch immer etwas dabei. Am letzten Abend haben wir noch ein extrem witziges Spiel gespielt. Es war wie stille Post aber mit Zeichnungen und die Interpretation dieser. Der ursprüngliche Satz verzerrte sich sehr schnell zu sehr anderen, teilweise echt witzigen Sätzen und Zeichnungen.
Am letzten Tag finalisierten wir unsere Projekte und mussten uns dann leider voneinander verabschieden. Zum Glück folgt noch eine weitere Woche in den Faschingsferien. Bis dahin werde ich meine neuen Freunde vermissen. Die nächste Kreativwoche wird sicher intensiv, da sie sich um ein eigenes einzelnes Projekt drehen wird, das wir dann auch in Stuttgart vorstellen werden. Es gibt unendliche Möglichkeiten, wie dieses Projekt aussehen könnte, was aber auch eine fantastische Chance ist, mal etwas wirklich umzusetzen, so wie man es sich vorstellt. Ich freue mich schon!
Romy v. L.
Wenn es ein Buch gibt, das du gerne lesen willst, das aber noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben. Toni Morrison (1931-2019)
Kulturakademie Kategorie Literatur – Kreativwoche „Schreibspuren“ in Marbach
Dieses Jahr wurde ich von der Schulleitung für die Kinderland-Stiftung im Bereich Literatur nominiert. Es dürfen nur zwanzig Kinder an der Literaturwoche teilnehmen. Daher reicht es leider nicht „nur“ nominiert zu werden, weshalb ich mich mit einer Schreibprobe um einen Platz bewerben musste. Das vorgegebene Thema war: „Nichts Wahres lässt sich von der Zukunft wissen“ (Friedrich Schiller, Die Braut von Messina). Jeder hatte zu diesem Thema eine Textprobe einzureichen. Die Zukunft ist leider eines der Themen, über die ich nicht so gern schreibe. Trotzdem hatte ich jetzt eine Geschichte dazu, ich wollte es ja unbedingt versuchen.
Über einen Monat später kam dann die ersehnte Rückmeldung. Gespannt las ich mir die E-Mail durch. “Hallo… wir freuen uns sehr, dass deine Bewerbung überzeugt hat und Du damit für die Teilnahme am 15. Jahrgang der Kulturakademie ausgewählt wurdest…” Ja, ich hatte es geschafft! Ich gehe ins Literaturarchiv nach Marbach. Die Termine standen auch schon fest. Die letzte Woche in den Sommer- und die Faschingsferien. Kaum zu glauben, ich war eine von sehr vielen nominierten und jetzt gehöre ich zu den zwanzig, die es tatsächlich geschafft hatten. Ein kleiner Traum von mir war in Erfüllung gegangen.
Es war Sonntag. Nach über einer Stunde Autofahrt kam ich endlich im Parkhotel Marbach an. Ich stand mit meiner Familie, einem Koffer und dem blauen Rucksack vor dem Hotel, in dem ich für die nächsten sechs Tage wohnen sollte. Die meisten Kinder waren schon da. Direkt traf ich auf meine Mitbewohnerin. Wir teilten uns das hübsche Zweierzimmer im ersten Stock. Am ersten Tag passierte nicht mehr viel. Wir lernten uns kennen hatten Zeit zum Reden und Spielen.
Der Wochenplan war für jeden Tag mehr oder weniger gleich. Die meiste Zeit verbrachten wir im Literaturarchiv Marbach mit kreativem Schreiben. Dabei wurden wir von einer Schriftstellerin und einem Schriftsteller aus Berlin unterstützt. Nachmittags hatten wir ein tolles Rahmenprogramm aus Führungen im Literaturmuseum, Lesungen, und einfach Zeit zum Schreiben. Besonders spannend war der Abend mit der Autorin und Aktivistin Sadaf Zahedi. Und dann kam schon der letzte Tag. Am Abend wurden wir wieder abgeholt, viel zu schnell ging die Woche vorbei. Doch davor gab es noch eine Menge zu tun. Wir suchten Textausschnitte aus unseren Werken, kürzten diese auf maximal drei Minuten Lesezeit und übten das Vorlesen mit dem Mikrofon. Alles sollte perfekt sein, wenn wir am Abend unseren Familien jeweils einen eigenen Text vorlasen. Es lief alles nach Plan und dann war es schon Zeit zu gehen. Doch an diesem Abend fiel der Abschied noch etwas leichter, denn wir wussten ja, dass wir uns nächstes Jahr wieder sehen werden.
Ich freue mich schon jetzt auf eine weitere Woche voller Begegnungen, Impressionen und Inputs rund ums Schreiben.
Laila M.