Am 19. Januar 2023 ist Volker Uhrmeister überraschend in seiner Wohnung in Tübingen verstorben. Viele Schülerinnen und Schüler, denen er Unterstützung im Leben und Lernen gegeben hat, und die Kollegien von Schule und Universität vermissen ihn schmerzlich.
Der Publizist und Germanist Karl Heinz Bohrer berichtet in seiner Autobiographie von seiner Schulzeit in der unmittelbaren Nachkriegszeit im Internat Birklehof im Schwarzwald bei Freiburg. Eines Tages sei ein junger neuer Lehrer an die Schule gekommen. Er „war ein temperamentvoller, laut lachender, ungeheuer witziger Mensch. Wenn er seinen dunklen Kinnbart strich, dann konnte man darauf gefasst sein, dass irgendetwas Herausforderndes aus seinem Mund kommen würde, gefolgt von einem dröhnenden Lachen. Dieser auffallende Mann entwickelte ein besonderes Interesse an ihrer Klasse, obwohl er sie nicht unterrichtete. Er hatte ihnen etwas Wichtiges zu sagen: Sie müssten das Leben leben lernen.“
Auch wenn Karl Heinz Bohrer ihn nicht gekannt hat: Mit dieser kurzen Charakteristik ist der Tübinger Pädagoge Volker Uhrmeister treffend beschrieben, der in den letzten 15 Jahren Hunderten Schülern und Studenten am Uhland-Gymnasium und am Philologischen Seminar der Universität Tübingen Latein und Griechisch gelehrt hat. Geboren 1953, stammte er aus einer Bremer Mediziner-Familie. Latein und Griechisch hat er gegen den Willen seiner Eltern in Würzburg und Tübingen studiert und dort auch von 1980-84 eine erste Assistentenstelle innegehabt. Nach dem Referendariat am Uhland-Gymnasium hat Volker Uhrmeister von 1986-1993 an eben jenem Birklehof gelebt und gelehrt, an dem auch Kar Hainz Bohrer 40 Jahre zuvor Schüler war. Das Internatsleben hat Volker Uhrmeister tief geprägt. Er war immer davon überzeugt, dass Bildung und Pädagogik ganz eng damit verbunden sind, ein gutes Leben zu führen. Auch in seinen späteren Lehrtätigkeiten, als freiberuflicher Nachhilfelehrer, als Kollege am Uhland-Gymnasium und als Dozent am Philologischen Seminar, hat Volker Uhrmeister seinen Schülerinnen und Schülern immer eine Anleitung zum Leben geben wollen.
Gleichzeitig konnte Volker Uhrmeister wertvolle Beiträge zur Altertumswissenschaft leisten. 1991 ist unter seiner Mitherausgeberschaft das Studienheft: „Musa Tragica. Die griechische Tragödie von Thespis bis Ezechiel“ erschienen.