Ein Vortrag, warum ein gutes Selbstwertgefühl der beste Schutz gegen Süchte ist
Kera Rachel Cook hat sich nach einem langen Weg vom gängigen Schönheitsideal verabschiedet und dafür sich selbst gefunden. Ihr früheres Leben hat sie abgestreift. Seit ihrem 15. Lebensjahr litt sie an Essstörungen. In diesem Alter nahm sie auch ihren ersten Modelvertrag an. Die ehemalige “Germany’s Next Topmodel”-Kandidatin war gefangen zwischen Diäten und Fressanfällen.
In eindrucksvoller und authentischer Weise gab Kera den Schüler:innen der 9. Klassen Einblicke in die Nöte und Ängste, die sie all die Jahre begleiteten. Wie fühlt es sich an und welche Zweifel begleiten eine junge Frau, die den Ansprüchen im Modellbusiness genügen möchte? „Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass man als Model nicht glücklich werden kann,“ so sagt Kera heute. Ständiges Diäthalten und die Bewertung deiner äußeren Erscheinung, die ständige Unsicherheit: Bin ich schön genug? Oder: Warum wurde ich nicht zum nächsten Foto-Shooting eingeladen?
Dabei hatte sich Cook schon vor etlichen Jahren vom Schlankheitswahn verabschieden wollen. Mit Anfang 20 wechselte sie in das Plus-Size-Fach, das schon bei Kleidergröße 38 beginnt. Doch auch hier musste Cook bald am eigenen Leib lernen: Selbst mit größerer Konfektionsgröße entkommt man einer Essstörung nicht. Zwölf lange Jahre drehte sich Cooks Alltag ums Essen. Ihre Wünsche und Sehnsüchte kreisten ums Schlanksein. Nur schön und schlank könne man sie lieben, so ihr Credo. Komplimente über ihr Aussehen drangen nicht zu ihr durch. „Ich sah mich immer nur als ein fettes, hässliches Monster!“ Der Kreislauf zwischen Fressattacken und Gegensteuern wurde immer schneller, normales Essverhalten hatte sie verlernt.
Als sie sich mit 20 nach einem ersten stationären Aufenthalt in der Psychiatrischen Klinik bei „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM) bewarb, arbeitete sie sich vorher 20 Kilo ab. Doch mit ihren 66 Kilo bei 1,86m galt sie einfach als zu dick. Bei GNTM flog sie raus.
Seit 2012 studierte sie in Tübingen Allgemeine Rhetorik und Internationale Literatur, inzwischen hat sie ihren Master in Literatur- und Kulturtheorie gemacht. Heidi Klums Show wurde zum Thema ihrer Masterarbeit. Es waren viele Therapien und noch ein weiterer Klinikaufenthalt nötig, bis sie so viel Selbstbewusstsein und, wie sie sagt, „Eigenliebe entwickeln konnte“, dass sie ihre Essstörung nun als überwunden betrachtet.
Diesen Irrweg auch gerade an die Jüngeren weiterzugeben, sieht sie als eine lohnende Aufgabe – darum ist sie als Autorin und Rednerin an Schulen unterwegs.
