Anfang März haben Teile der Spanischkurse sowie die Peru-AG gemeinsam den Film “Utama” im Programmkino Waldhorn in Rottenburg gesehen. Der Film handelt von einem indigenen Paar, welches in der Andenregion in Bolivien an der Grenze zu Peru lebt, und aufgrund des Klimawandels um sein Überleben kämpft. Lebenswichtiges Wasser für Mensch und Tier wird immer knapper.
Schon gleich zu Anfang des Films wird klar, dass es das Ehepaar schwer hat, da es allein und weit entfernt vom nächsten Dorf in der Hochebene lebt. Sie betreiben in der rauen Umgebung eine Lama-Zucht und bestellen ihre Felder, wofür sie allerdings auf ausreichend Wasser und die rechtzeitige Ankunft des Regens angewiesen sind. Doch der Dorfbrunnen ist versiegt und die Wege zum Wasser werden immer weiter. Ein wahrlicher Kraftakt also, weil die Bewohner alle Wege zu Fuß zurücklegen müssen. Um das Ehepaar zu unterstützen, kommt ihr Enkel aus der Stadt. Dieser hilft seinem Großvater, die Lamas zu hüten. Eines Tages erzählt der Großvater davon, dass Kondoren, wenn sie merken, dass sie nicht mehr gebraucht werden, sich vom Himmel stürzen.
Lange schon hat der Großvater gespürt, dass er selbst schwer krank ist und sein Ende naht. Clever möchte seine Großeltern dazu bewegen, zu ihm in die Stadt zu ziehen. Dies lehnt der Großvater jedoch kategorisch ab… Warum? Er könnte zumindest ärztliche Unterstützung erhalten!
Alejandro Palacios, derzeitiger Freiwilliger aus unserer Partnerschule in Villa, erläutert uns in nachfolgenden Gesprächen Wesentliches aus der „cosmovisión andina“, der traditionellen Lebensphilosophie der Anden: Diese besagt, dass alles mit allem zusammenhängt und sich alle Beziehungen wechselseitig auswirken. Zentrum der Lebenswelt sei nicht der Mensch, welcher auch keine Sonderstellung besitze, sondern das Bestellen der Felder in der Bergwelt, wobei der “Pachamama” (Mutter Erde) Ehrfurcht dargebracht werde. Auch Opfergaben und komplexe Rituale spielten eine wichtige Rolle, so etwa die oben bereits genannte Opferung eines Tieres zum Erbitten von Wasser.
Der Großvater, fest verankert in dieser Lebenssicht, akzeptiert also sein baldiges Ableben wie es auch der Kondor laut der alten Überlieferung tut. Seine Ehefrau fragt er dazu jedoch nicht, und generell ist er überzeugt von einer festen Geschlechterrollenverteilung, so dass er etwa seiner Frau, trotz deren Bitten, nicht beim Wasserholen hilft. Am Ende stirbt der Großvater an seiner schweren Erkrankung. Sein Enkel kehrt wieder zurück in die Stadt, mit dem Wissen, dass er bald Vater wird. So schließt sich ein weiterer Kreis des Lebens.
Das Besondere an diesem Film ist, dass die Hauptdarsteller des Films ihre eigene Geschichte nachgespielt haben. So zeigt die authentisch nachgespielte Geschichte die Problematiken in der Andenregion ergreifend und gut verständlich auf. Der ganze Film wurde außerdem auf Spanisch bzw. Quechua (Muttersprache der indigenen Protagonisten) mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt.
Alles in allem war es ein sehr eindringliches Kino-Erlebnis, das uns durch das Aufzeigen der Probleme, mit denen die indigene Bevölkerung der Anden zu kämpfen hat, eine Begegnung mit einer anderen Lebensrealität ermöglicht hat, in der doch auch vieles gleich ist: die Verbundenheit zweier Menschen und die Verletzlichkeit des Lebens in einer schweren Krankheit. Es war auch gerade deshalb sehr ergreifend, weil der Film ungeschönt und realistisch erzählt, zum Beispiel anhand der Darstellung der traditionellen Geschlechterrollen. Gerade für uns als Teil von Spanisch-Kursen und Peru-AG also ein echter Mehrwert!